Das Weingut

...eine etwas ungewöhnliche Geschichte

Im Jahr 1987 haben zwei vielleicht leicht verrückte oder zumindest ziemlich naive junge Leute in Schützingen ein Weingut gegründet.

Nachdem diese beiden ein paar Jahre zuvor in dem alten Dorf eine alte Bruchbude gekauft und überraschenderweise mit viel Einsatz zu ihrem Zuhause gemacht hatten, gründeten sie ohne einen eigenen Rebstock zu besitzen, ihr eigenes Weingut.

Selbstverständlich ernteten diese beiden bei so viel Leichtsinn zunächst häufiger ungläubiges Kopfschütteln als anerkennende Worte. Ganz besonders als sie auch noch anfingen einzelne Weinberge ökologisch zu bewirtschaften, wurde ihnen nicht selten der baldige Ruin vorausgesagt.

Mancher wird es dann wohl als logische Folge von so viel Dummheit betrachtet haben, als diese zwei 2006 die marode Schützinger Kelter gekauft und in kürzester Zeit unter Berücksichtigung der Ansprüche dieses Baudenkmals zu einem funktional einwandfreien Weingutsgebäude umgebaut haben, um anschließend gleich noch eine Gutsschenke ins frei gewordene ehemalige Flaschenlager einzubauen.

So ließe sich vielleicht am besten die kurze Geschichte des Weinguts Häge beschreiben. Die naiven, damals jungen Leute sind natürlich meine Frau und ich, die es bis heute nicht bereuen, damals dieses Weingut gegründet zu haben. Inzwischen haben nicht nur wir bereits erwachsene Kinder, sondern auch unser Weingut hat ein Kind bekommen. Da meine Frau immer die Triebfeder für unsere Versuche im Ökoweinbau war, hat sie unsere ökologischen Weinberge übernommen und damit ihr eigenes Weingut gegründet. Natürlich bewirtschaften wir beide Weingüter zusammen und Öko oder Nicht - Öko entzweit uns auch nicht. Vielmehr fördern die Erkenntnisse aus dem Ökoweinbau auch unseren konventionellen Weinbau.


Obenstehenden Text hat meine Frau Ilse im Jahr 2007 geschrieben.
Leider ist sie im Oktober 2016 verstorben und ich bewirtschafte das Weingut nun allein. Die ganzen Jahre gab es bei uns Öko- und konventionelle Weine.
Bereits während Ilses Krankheit im Sommer 2016 habe ich mich dazu entschlossen, künftig den gesamten Betrieb ökologisch zu bewirtschaften. Seit August 2016 sind auch meine Rebflächen in Umstellung auf Ökoweinbau.
Ganz einfach deshalb, weil ich diese Wirtschaftsweise für besser, nachhaltiger und vor allem für menschlicher halte. Das ist so in etwa die Quintessenz aus den letzten 22 Jahren, in denen ich zusammen mit Ilse ihre Rebflächen ökologisch bewirtschaftet habe.

Jetzt im August 2020 bin auch ich "in die Jahre gekommen"" und möchte weniger arbeiten. Daher habe ich in diesem Frühjahr Rebfläche abgegeben. Ich kann Ihnen nicht mehr die bisher gewohnte Weinauswahl anbieten. Weine werde ich immer noch ein paar machen, solange es mir Spaß macht.

Aber die Geschichte geht noch weiter und manchmal hat sie auch einen guten Verlauf. Heute im Dezember 2022 freue ich mich, Ihnen sagen zu können, dass ich wieder sehr glücklich verheiratet bin. Seit September 2022 bin ich Rentner; meine Rebfläche habe ich abgegeben und meine Betriebe sind stillgelegt. Nach 49 Arbeitsjahren genieße ich nun meine neue Freiheit zusammen mit meiner Frau Teresa.

Wenn ich noch einen Schlußsatz schreiben müsste, so könnte er so lauten:
Wenn ich nochmal die Berufswahl hätte, wäre es immer wieder Landwirtschaft und Weinbau. Wer kann so was schon von sich sagen?

Ich grüße Sie herzlich
Ihr
Johannes Häge